Die Historie
Das Kinder- und Heimatfest mit jahrhundertealter Tradition
Ursprung des Festes
Ein Fest von solcher Strahlkraft muss tief in der Vergangenheit verwurzelt sein. Tatsächlich unterscheidet sich das Ravensburger Rutenfest durch seine jahrhundertealte Tradition von vielen anderen Kinder- und Heimatfesten.
Weder Kriege noch Revolutionen konnten es aus dem Bewusstsein der Bevölkerung verdrängen. Generationen haben dazu beigetragen, es am Leben zu erhalten, seine Basis zu erweitern, sein Programm zu diversifizieren und seine faszinierende Bilderserie immer reicher und farbenfroher zu gestalten.
Wie lange dieses Fest schon gefeiert wird, ist nicht belegbar.
Vermutlich reicht es jedoch bis ins 14. Jahrhundert zurück, in eine Zeit, in der die Pest wütete, Missernten und Überschwemmungen auftraten, Erdbeben stattfanden und die Eifersucht zwischen den Adligen und den Bürgern in jahrelangen Kämpfen ausgetragen wurde.
Dass das Rutenfest einen religiösen Ursprung hat und eine stetige Erinnerung an Pest, Hunger und Krieg sein sollte, geht aus den alten Rutenliedern des 18. und 19. Jahrhunderts hervor. Es drückte wohl auch den Dank der Bürger für überstandene schwere Zeiten und gleichzeitig für die glücklich eingebrachte Ernte aus.
Rutengänge im 15. Jahrhundert
Seit 1459 wissen wir, dass Schüler „in die Ruten“ geführt wurden. Damals zogen die Schüler mit ihren Lehrern ins Grüne, um dort die Ruten für das kommende Schuljahr zu schneiden. Obwohl die Rute bei den Schülern verständlicherweise nicht gerade beliebt war, wurden diese „Rutengänge“ als Schulausflüge gefeiert.
Lehrer und Schüler verbrachten fast einen ganzen Tag draußen im Grünen vor den Toren der Stadt und veranstalteten Spiele und Tänze. Im Mittelalter lagen Spaß und Ernst noch dicht beieinander: Die Rute war ein Symbol für den „Ernst des Lebens“, und das Rutenholen wurde zu einem Fest.
Am Nachmittag kehrten die Schüler mit ihren Ruten scherzend und lustige Lieder singend zur Stadt zurück. Sie wurden von den Eltern und Bürgern an den Stadttoren abgeholt. Gemeinsam ging es dann zur Kuppelnau, um den Rutentag weiter zu feiern. Während die Rutengänge im 15. und 16. Jahrhundert jeweils zum Beginn der Schuljahre im Spätsommer gehörten, krönt das Rutenfest heute – und schon seit langem – das nahende Ende des Schuljahrs.
Längst ist das Rutenfest ein Fest der gesamten Stadt geworden. Dennoch stehen die Schüler immer noch im Mittelpunkt des Festes, und der belaubte Zweig – die Rute – in der Hand der Schüler ist das Festsymbol geblieben.