Der Festzug

Vom Rutenzug im 17. Jhd. zum großen historischen Festzug im 21. Jhd.

Historischer Festzug durch die Altstadt

Heute steht am Rutenfest der große Festzug durch die Stadt an erster Stelle des Besucherinteresses. Vor 300 Jahren dagegen war der Rutengang eine höchst einfache Veranstaltung, an der außer den Eltern der beteiligten Schüler höchstens ein Teil der Bürgerschaft mitzog.

Erst im 17. Jahrhundert hielten es auch Honoratioren – vor allem der Rat – nicht mehr unter ihrer Würde, selbst mitzuwirken. Auch heute noch begleitet der Gemeinderat den Rutenfestzug zur Kuppelnau – dem Festplatz der Ravensburger seit dem 16. Jh.

Zehntausende von Menschen säumen alljährlich die festlich geschmückten Straßen und Plätze, durch die sich der zweistündige Zug von kostümierten Schülern, Dutzenden prächtiger Festwagen, Musikkapellen und Spielmannszügen bewegt.

In diesem farbenprächtigen Bilderbogen spiegeln sich Sage, Gesicht und Geschichte der Stadt wider, leben alte Zünfte auf und wird originalgetreu dargestellt, was die alten Ravensburger gearbeitet und gebaut haben, wie sie sich gekleidet und woran sie sich ergötzt haben.

Seit den sechziger Jahren wurde vor allem der historische Teil des Festzuges mit viel Aufwand und Geschichtstreue ausgeweitet und zu einer auch Fremde fesselnden Schau gestaltet.

Dazu boten sich das Geschlecht der Welfen und Staufer sowie die berühmte Ravensburger Handelsgesellschaft an.

Die Geschichte der Welfen personifiziert Welf IV., Erbauer der Ravensburg, und Heinrich der Löwe, der wahrscheinlich um 1129 auf der Ravensburg geboren und später Herzog von Bayern und Sachsen wurde.

Eine zweite Welfengruppe zeigt Kurfürst Emst August von Braunschweig-Hannover mit Gemahlin in einer muschelförmigen Kalesche.

Georg Ludwig von Hannover präsentiert sich als weiterer welfischer Kurfürst im pomposen Krönungswagen, der seine um 1714 erhaltene Würde eines Königs von England symbolisiert. Sie war ihm zugefallen, nachdem die Stuarts ausgestorben waren.

Augenfällig und zugleich dramatisch ist die Tatsache, dass der junge Konradin, der letzte Staufer, von der Ravensburg aus seinen Feldzug noch italien angetreten hat, um dem Königreich Sizilien zu Hilje zu kommen. Das Unternehmen misslang, Konradin wurde in Neapel hingerichtet.

König Rudolf von Habsburg (1273 – 1293) wird mit einer Gruppe dafür Referenz erwiesen, dass er der Stadt Ravensburg die Rechte einer Freien Reichsstadt* verliehen hat.

Eine besondere Augenweide im Festzug ist die Darstellung der Großen Ravensburger Handelsgesellschaft. Die Festzugsgruppe erinnert an die bedeutendste Leistung der Bürgerschaft im ausgehenden Mittelalter – 1380 bis 1530. Damals war sie das wichtigste Wirtschaftsunternehmen Süddeutschlands.

Willkommen uns, du Tag der Freude …

Zum heutigen Festzug wollen wir ganz im Sinne des Rutenfestliedes von 1826 den Bürgem und unseren Gästen eine Rutenfestfreude bereiten:
Über 4.500 darstellende Schüler und Erwachsene, mehr als 1.200 Musikanten, Rutentrommler, Fahnenschwinger, Spielleute und Blaskapellen – ziehen an den über 40.000 Zuschauern vorbei.

Erleben Sie liebenswertes Rutenfestbrauchtum, Szenen aus der 9o0-jährigen Stadtgeschichte und die Welfen- und Stauferzeit auf der Ravensburg.

Von der Historie bis in die Neuzeit

Festzugsfolge

Teil 1 „Historisches Rutenfest“

Zugherolde mit der Stadtwappenfahne. Rutenfestsymbolgruppe Rutenkinder mit Magister, Rutenkapelle und Rutentrommier.

Symbolfiguren des Rutenfestes.

Oberstfähnriche und Oberstköniginnen – ausgezeichnete Schülerinnen aller Schulen.

Springgaben – seit dem 17. fh. Geschenke der Bürger. Rutentheater – seit 1823.

Teil 2 „Mit Sang und Klang ziehen wir hinaus“

Bunte Motive, dargestellt von Grundschülern. Schulausflüge in den Maien zu Fuß, Wagen und der schwäbischen Eisenbahn – erste Bahnlinie an den Bodensee 1847 von Ravensburg aus.

Feuerwehr und Bauhandwerker zeigen Bürgerfleiß. Die Stadtbauern feierten im Herbst Erntedank auf dem Marienplatz. Müller und Bäcker Metzger und Käser verarbeiten die reiche Erte.

Türme, Tore und historische Gebäude sind dabei. Krämer, Jahr und Wochenmärkte waren und sind seit über
850 Jahren wichtige Ereignisse. Bauern fahren mit Kutschen zum Markt.

Der Hütekindermarkt mit den Tiroler und Schweizer „Schwabengänger“ gehört auch zur Geschichte. Bürgerwehr im 19. Jh., Schützen seit dem 14. Jh. gehörten zum Stadtleben.

Eine soziale Einrichtung war die sogenannte Pfeffertagsstiftung für die Armen und Waisen der Stadt im HI. Geist-Spital.

Teil 3 „Aus der Geschichte der Reichsstadt und danach“

Darstellung der Stadtgeschichte in 5 Abschnitten von Haupt-, Realschülern und Gymnasiasten.

Von 1276 bis 1802 „Freie Reichsstadt“, paritätische Stadt bis 1809.
Der Rat der Stadt genehmigt 1645 das „in die Ruten gehen“. Katholische und evangelische Schulen feiern über 200 Jahre getrennt das Rutenfest!

Die Wehrhaftigkeit und Kaiserliche Privilege, Münz-und Waagrecht, Stadtsiegel und Gerichtsbarkeit. Zünfte spielten im Mittelalter eine bedeutsame Rolle. Bei Gewerbe und Handel die Papiermacher – seit 1392.

Die „große Ravensburger Handelsgesellschaft“. Die Ausgangssituation für das große Unternehmen war gegeben durch die Lage Ravensburgs im Gebiet der Leinen- und Barchentproduktion. Über 100 Familien aus etwa so Städten des Bodenseegebiets waren daran beteiligt.

Im Festzug zu sehen sind einige der berühmten regierenden Familien der bürgerlichen Gesellschaft, wie Humpis, Möttelin und Muntprat. Aus dieser Zeit stammen auch Türme, Tore und große historische Gebäude der Stadt.

Die adelige Gesellschaft der Patrizier „Zum Esel“ in der Renaissancezeit und die Kaufmannsgesellschaft „Zum Ballen“ in der Barockzeit sind prachtvolle Darstellungen, wie das folgende Bürgertum im 19. Jh. mit dem Stadtschultheiß Franz von Zwerger.

Die Unternehmerfamilie Spohn war ein großer Mäzen um die Jahrhundertwende – Bau des Konzerthauses 1897.

Teil 4 Historischer Teil „Welfen und Staufer auf der Ravensburg“

Bau der Ravensburg um 1030 durch Welf IV. im 12. Jh. Entstehung der Stadt. Bis 1191 waren die Welfen auf der Ravensburg.

1094 Heilige Blutreliquie, Herzog Welf, Heinrich der Löwe und weitere Fürsten und Fürstinnen der Welfen sind zu bewundern. Auch die norddeutschen Welfen Kurfürst Erst August von Hannover und Georg Ludwig als „König im Königswagen im Jahre 1714″. Welf VI. vermachte sein Erbe, die Burg Ravensburg und den Welfenbesitz in Süddeutschland, an den Staufer „Kaiser Barbarossa“.

Die Staufer weilten wiederholt auf der Ravensburg. Von hier aus zog König Konradin 16-jährig nach Italien. Er ist mit Freunden dargestellt. Nach seiner Enthauptung in Neapel endete das Staufergeschlecht 1268.

Zu sehen sind die Ritter und Schenken von Schmalegg als Dienstleute der Welfen und Staufer. Dargestellt wird Minnesänger Ulrich.

König Rudolf von Habsburg verlieh Ravensburg 1276 das Recht einer Freien Reichsstadt mit vielen Privilegien. 1286 kam er auf Besuch, um die Rechte zu bestätigen. Das Recht endete 1802.

Ravensburg wurde Bayem zugeordnet und kam durch Grenzaustausch nach Württemberg.

Teil 5 „Die Ravensburger Partnerstädte“

Gezeigt werden Wappen und Fahnen der Partnerstädte. Jedes Jahr ist auch eine Gastgruppe anwesend.

Unter dem Motto „Mein lebenswertes Ravensburg, mein liebenswertes Rutenfest“ endet der Festzug mit dem Motiv-wagen.

Schon seit Jahrhunderten begleiten Stadtoberhaupt, Gemeinderat, Geistlichkeit und Schulleiter den „Rutengang“ zur Kuppelnau zum festlichen Ausklang mit Ansprache und Antrommeln.

Es werden die Rutenlieder gesungen und mit Frohsinn und Herzlichkeit das Rutenfest gefeiert.